„Es muss durchgängig ein Zug da sein, von ganz unten bis oben“
„SPÖ aktuell“: Vor genau zehn Jahren, im März 2003, wurdest Du zum ersten Mal als SPÖ-Bundesgeschäftsführer bestellt. Was hat sich geändert hinsichtlich der politischen Gegebenheiten?
Norbert Darabos: Vor zehn Jahren war die SPÖ in der Opposition und wir hatten eine schwarz-blaue Regierung, mit allen negativen Folgen, die teilweise bis heute nachwirken. Die Sozialdemokratie ist nach wie vor die einzige politische Kraft, die für soziale Werte steht. Wir werden klarmachen, dass es die SPÖ in der Regierung braucht – und zwar als führende und stärkste Partei – um etwas für die Klein- und Mittelverdiener weiterzubringen und um eine Privatisierungswelle zu verhindern, wie sie unter Schwarz-Blau über Österreich geschwappt ist. Klassenkampf ist nicht mein Ziel. Aber Umverteilung von oben nach unten sehr wohl. Steuern auf Vermögen oberhalb der Millionen-Grenze ist daher eine wesentliche Forderung, von der wir nicht abrücken werden.
Was sind die Ziele des Wahlkampfleiters Norbert Darabos in dieser neuen Funktion?
Mein Ziel ist nicht nur die SPÖ zur stärksten Kraft zu machen, sondern auch dafür zu sorgen, dass es bei der Nationalratswahl einen Zugewinn gibt. Ich habe, das sage ich ganz selbstbewusst, bewiesen, dass ich Wahlen schlagen kann. Ich weiß, wie eine Organisation zu funktionieren hat und ich weiß, wie die Sozialdemokratische Partei tickt. Ich werde daher die Bemühungen verstärken, die Basis zu motivieren und den direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern zu forcieren. Was auch klar ist: Wir werden uns abgrenzen von den anderen Parteien und wir werden wieder auf unsere Kernthemen Arbeitsmarkt, Gesundheitspolitik, Sozialpolitik und Bildungspolitik setzen.
Gibt es Lehren, die aus der Volksbefragungs-Kampagne für den Wahlkampf gezogen werden können?
Vor allem hätte ich die Kampagne stärker an die SPÖ gebunden. Um eine Wahl zu gewinnen, genügt es nicht, nur die Werteebene zu bedienen, man muss auch dafür sorgen, dass die Organisation funktioniert. Wesentlich ist, dass durchgängig ein Zug da ist, von ganz unten bis oben.
VP-Generalsekretär Rauch wirft dem neuen SPÖ-Bundesgeschäftsführer gewohnheitsmäßiges Dirty Campaigning vor…
Meine Wahlauseinandersetzungen waren nie Dirty Campaigning-Wahlkämpfe. Da sollte sich die ÖVP eher an der Nase nehmen, etwa wenn ich mich an den Fischer-Wahlkampf 2004 erinnere, oder auch an den Gusenbauer-Wahlkampf 2006. Da hat die ÖVP ziemlich tief in den Schmutzkübel gegriffen.
Die SPÖ ist nicht reich, die Partei muss mit ihren Mitteln gewissenhaft haushalten. Wie lässt sich unter diesen Voraussetzungen ein erfolgreicher Wahlkampf gestalten?
Der Erfolg der Sozialdemokratie in Kärnten hat bewiesen, dass es nicht so sehr um das Wahlkampf-Budget geht, sondern darum, dass glaubwürdige Persönlichkeiten an der Spitze einer Partei stehen, dass die Themen stimmen und dass es einen direkten Kontakt zur Bevölkerung gibt, der spürbar ist. Die Funktionärinnen und Funktionäre müssen wieder von Tür zu Tür gehen und mit den Menschen reden. Ich will, dass am Ende der Kampagne der Anteil der Wähler, die sagen, sie hätten während des Wahlkampfes mit zumindest einer Funktionärin oder einem Funktionär gesprochen, deutlich ansteigt.